Konferenz „Gender und Diversity in die Lehre! Strategien, Praxen, Widerstände“, 24.-26.11.2016, Berlin

„Teaching Gender? Lehrbeispiele und Methoden zur Vermittlung gender-reflexiver Pädagogik in der Lehramtsausbildung“, Praxisworkshop mit Annette Bartsch & Juliette Wedl. Weiterführende Informationen zur Veranstaltung auf der Website der FU Berlin.

Ausgangspunkt unseres Workshops waren dekonstruktive Methoden. D.h. Lehrmethoden, die mit der Kritik von traditionellen Systemen binärer Gegensätze wie Frau/Mann, Natur/Kultur, Geist/Körper und dem Aufzeigen des Neuen beginnen. Unserer Erfahrung nach birgt der fachdidaktische Dreischritt Konstruktion – Rekonstruktion – Dekonstruktion, wie er in der Gender-Lehre vielfach zum Einsatz kommt, die Gefahr, Geschlechterstereotype zu festigen statt aufzubrechen. Durch eine Abfrage von Stereotypen rufen wir die Geister, die wir danach versuchen zu bekämpfen – das erscheint uns wenig sinnvoll. Vor diesem Hintergrund schlagen wir Methoden vor, die die Dekonstruktion ins Zentrum stellen und das Eigene zum Gegenstand der Reflexion werden lassen.

In diesem Zusammenhang haben wir auch das Identitätenlotto gespielt. Wir ordnen es aus zwei Gründen der Dekonstruktion zu:

1) Die Spielidentitäten sind vielfältig und ebenso innerhalb wie jenseits der Norm. Es gibt keine dominierende Mehrheit, sondern eine gleich verteilte Repräsentanz.

2) Zwar zwingt das Spiel bei Nicht-Wissen dazu, auf Stereotype zurückzugreifen, doch macht es dabei diesen Prozess überaus deutlich, sodass er in der Regel als Manko erscheint und neugierig macht. Es ruft den Impuls hervor, mehr Wissen zu wollen bzw. sich zu informieren.

Mein Spielerleben würde ich wie folgt beschreiben: Das Spiel ermöglicht ein Weiterdenken über Differenz und Scheitern. Es ist ein Lernen über sich selbst insofern, als das ich erfahre, was ich nicht weiß. Das markiert eine Differenz, denn es steht im Kontrast zu dem Selbstbild des wissenden Westens. Es zeigt, wie ich, auch wenn ich keine Streotype bedienen möchte – also versuche tolerant, aufgeklärt und nicht diskriminierend zu sein und glaube es auch zu leben – doch in bestimmten Situatinen gezwungen bin, diese einzusetzen. Und das ist im realen Leben nicht anders. Also das Scheitern des sterotypenfreien Handelns, was mich zwingt, mein Nichtwissen zur Kenntnis zu nehmen und andere, vielleicht kommuniktive, fragende Strategien zu entwickeln.

jw